Das Comoedienhaus Wilhelmsbad wurde 1781 auf Wunsch des kurhessischen Erbprinzen Wilhelm von Hessen-Kassel erbaut. Beim ganz aus Holz bestehenden Innenausbau war sein Baumeister

Franz Ludwig von Cancrin auf noble Lösungen bedacht. Er setzte damit einen Kontrapunkt zum schlichten Äußeren, von dem die irreführende Bezeichnung „Scheunentheater“ herrührt.

Wilhelmsbad und sein Theater

Wechselvolle Geschichte

Anfang des 18. Jahrhunderts entdeckten zwei Kräuterfrauen in den Wäldern vor Hanaus Toren eine Quelle, der schon bald eine heilende Wirkung zugesprochen wurde. Erbprinz Wilhelm von Hessen und regierender Graf von Hanau entwickelte daraufhin eine Geschäftsidee: Draußen im Grünen sollte ein mondäner Kur- und Badebetrieb blühen.

Nach nur anderthalbjähriger Bauzeit war die Bade- und Parkanlage errichtet. Ein Name war ebenfalls schnell gefunden: Der Erbprinz stellte seinen zur Verfügung und eröffnete am 3. Juni 1779 feierlich „Wilhelmsbad“.

Neben den Kurgebäuden waren im nach englischem Vorbild gestalteten Park zahlreiche „Sensationen“ entstanden, unter anderem das Karussell, die äußerlich als Ruine erbaute Burg, Felsengänge, eine Eremitage und die Teufelsbrücke. Ein sogenanntes Scheunentheater - das Comoedienhaus Wilhelmsbad - kam 1781 dazu. Es sollte die höfische Gesellschaft unterhalten.

 

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Franz Ludwig Cancrin (1738 - 1816), Kupferstich um 1780, Historisches Museum Hanau Schloss Philippsruhe/Hanauer Geschichtsverein 1844 e.V.

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Abb. Inserat: Hanauer Zeitung 8. Juni 1861, Stadtarchiv Hanau

Vier Spielzeiten

Zur Eröffnung des Comoedienhauses Wilhelmsbad  am 8. Juli 1781 führte die Neuhaus'sche Truppe die französische Operette „Tom Jones“ von François-André Danican auf. Anschließend wurden im „Kurtheater“ mittwochs und sonntags Vorstellungen gegeben. Mit Beginn der Regentschaft des Erbprinzen in Kassel 1785
klang die erste Spielzeit allmählich aus.

Insgesamt erlebte das historische Theater in Hanau-Wilhelmsbad vier kurze Spielzeiten. Als sich im Verlauf des 19. Jahrhunderts die Badegäste mehr und mehr abwandten, fiel das Comoedienhaus - wie auch das Kur- und Badehaus und die anderen Gebäude - in einen Dornröschenschlaf.

150 Jahre Jubiläum von Wilhelmsbad

Nach 68 Jahren sollte das Comoedienhaus erstmals wachgeküsst werden. Anlässlich des 150-jährigen Jubiläums der Erbauung der Kur- und Badeanlagen in Wilhelmsbad gab es 1928 einige Renovierungen wie elektrisches Licht und einen neuen Vorhang. Der Schauspieler und Regisseur Johannes Poetsch konnte 1929 und 1930 Aufführungen dort inszenieren.

 

Magazin und Vorratslager

In Krisenzeiten musste das Theater immer wieder für Zwecke herhalten, die seiner Erhaltung nicht eben dienlich waren. Es wurde unter anderem als Magazin genutzt und musste Trödel beherbergen. Nach beiden Weltkriegen diente das Gebäude den in Wilhelmsbad einquartierten Vertriebenen und Evakuierten zur Einlagerung von Kartoffeln, Brennstoffen und anderen Vorräten.

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Der Zuschauerraum vor Beginn der Instandsetzungsarbeiten 1968. Foto: Stadt- und Kreisbildstelle Hanau aus: Wilhelmsbad und sein Theater, herausgegeben von Comoedienhaus Wilhelmsbad anlässlich der festlichen Einweihung des Theaters am 3., 4. und 5. Oktober 1969.

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Grundriss und Inneneinrichtung des Theaters nach der Restaurierung. Aufmessung und Zeichnung: Ferdinand Kramer, 1969, Stadtarchiv Hanau

Neueröffnung 1969

1968 übernahm der Frankfurter Architekt Ferdinand Kramer die Restauration des historischen Theaters im Auftrag der hessischen Landesregierung, des Hessischen Rundfunks und der Stadt Hanau.

Seit der Neueröffnung im Oktober 1969 bergen die äußerlich schlichten Mauern wieder ein zauberhaftes kleines Theater, dessen familiäre Atmosphäre der direkten Begegnung zwischen Bühne und Publikum zu verdanken ist. Der Hessische Rundfunk veranstaltete in den Jahren nach der Wiedereröffnung alljährlich seine „Wilhelmsbader Produktionen“, spezielle Hörfunk- und Fernsehproduktionen mit international bekannten Künstlerinnen und Künstlern.

Spielzeitjubiläum 2019

Am 3. Oktober 2019 war das Comoedienhaus Wilhelmsbad seit genau 50 Jahren ununterbrochen als Kulturstätte in Betrieb. Diese längste durchgängige Spielzeit in der Geschichte des einmaligen Barocktheaters wurde mit vielen Akteuren und einem besonderen Jubiläumsprogramm gefeiert. Höhepunkt war das Konzert „Satchmo goes Big Apple / Early Ellington“ der hr-Bigband.
Neben weiteren Veranstaltungen im Theater selbst war in den Arkadensälen eine Sonderausstellung zu 50 Jahre Comoedienhaus zu sehen.

Mehr über das 50-jährige Spielzeitjubiläum lesen

 

 

Titelbild der Festschrift zum 50-jährigen Spielzeitjubliämum

Comoedienhaus Wilhelmsbad und Congress Park Hanau

Buehnenszene Jekyll&Hyde

Unter einem Dach

Seit 2015 gehört das Comoedienhaus - genau wie der Congress Park Hanau - zur Betriebsführungsgesellschaft Hanau mbH. Seitdem steht neben einem anspruchsvollen Kulturprogramm auch in Wilhelmsbad die Vermarktung als Veranstaltungslocation in Hanau verstärkt im Focus. Mit seinen 211 Plätzen eignet sich das Comoedienhaus für Jubiläen, Firmenfeiern, akademische Feiern, exklusive Empfänge, Lesungen, Seminare,  und Präsentationen.

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